Lebensraum
Auen findet man im Überschwemmungsgebiet von Flüssen und Bächen. Es sind Lebensräume, die natürlicherweise einem ständigen Wandel unterworfen sind. Feuchte Bereiche wie Altarme oder Tümpel wechseln mit trockeneren Biotopen wie Föhrenwäldern ab. Hochwasser verändern die Auen und «verlegen» Tümpel, Kies- oder Sandinseln im Flussbett an andere Orte in der Aue.
Fotos: Hansruedi Weyrich
Auen
Das Auengebiet entlang der Alten Aare wurde 1961 zum ersten Mal vom Kanton Bern unter Naturschutz gestellt und 1992 ins Aueninventar von nationaler Bedeutung aufgenommen. Eine grosse Vielfalt an Lebensräumen mit entsprechend hoher Artenzahl belegt die Schutzwürdigkeit des Gebietes. Altläufe und Giessen, Flachmoore sowie unterschiedliche Waldgesellschaften wechseln sich je nach Untergrund ab. Diese Lebensräume beherbergen eine grosse Zahl an geschützten und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Unter anderem können hier über zehn Amphibienarten und bis dreissig verschiedene Libellenarten beobachtet werden. Das Gebiet der Alten Aare weist für Mittellandverhältnisse eine ausserordentlich hohe Artenvielfalt auf.
Seit der Juragewässerkorrektion ist die Auendynamik nicht mehr natürlich. Dem Flusslauf fehlt heute der stark schwankende Wasserstand. Dadurch entwickelt sich die Vegetation gleichartig und diese Artenvielfalt hat in den letzten Jahrzehnten eher abgenommen. Im Zug der Revitalisierungsmassnahmen sollen diese Lebensräume wieder aufgewertet werden.
Flora
Wie für Auengebiete typisch, ist im Gebiet der Alten Aare eine grosse Anzahl unterschiedlicher Lebensräume anzutreffen. Dabei handelt es sich um sehr feuchte (Silberweidenauenwald, Riedwiesen) bis sehr trockene Lebensräume (Föhrenwälder). Diese trockenen Föhrenwälder mit eingestreuten alten Eichen sind im Mittelland sehr selten.
In den Giessen der ehemaligen Altarme finden sich seltene Pflanzen. Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Teichenzian (Nymphoides peltata) oder Braunrote Stendelwurz (Epipactis atrorubens) sind einige der wunderlichen Namen, welche entlang der Alten Aare anzutreffen sind. An den Ufern gedeihen vereinzelt die Schneidbinse (Cladium mariscus) sowie die gefährdeten Ufersegge (Carex riparia) und die Hainsegge (Carex otrubae).
In den wenigen noch vorhandenen Riedwiesen findet sich das Fleischrote Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata), eine Orchidee, die sowohl Sonne und Nässe liebt. Das Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra) hingegen wächst im trockenen, lichten Föhrenwald, der auch dem Weissen Breitkölbchen (Platanthera bifolia) einen Lebensraum bietet. Weitere Orchideenarten im Gebiet der Alten Aare sind: Langblättriges Waldvögelein (Cephalanthera longifolia), Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis), Grosses Zweiblatt (Listera ovata) und das Purpur Knabenkraut (Orchis purpurea). Anhand dieser Vielfalt ist das wertvolle Lebensraummosaik der Alten Aare zu erkennen.
Fauna
Unter den nachgewiesenen 25 Libellen- und 11 Heuschreckenarten befinden sich nur vereinzelt seltene Arten. Von den festgestellten 22 Schmetterlingsarten sind der Kleine und Grosse Schillerfalter (Apatura iris) sowie der Südliche Kurzschwänzige Bläuling (Cupido alcetas) gefährdet.
55 Fischarten sind in der Schweiz heimisch, zahlreiche davon sind gefährdet oder gar vom Aussterben bedroht. In der Alten Aare konnten 20 Fischarten nachgewiesen werden. Darunter befinden sich die gefährdete Nase (Chondrostoma nasus), der Bitterling (Rhodeus sericeus) oder das Bachneunauge (Lampetra planeri).
Etwas weniger erfreulich präsentiert sich die Situation bei den Amphibien, bei welchen ein Artenrückgang festgestellt wurde. Mit dem Kammmolch (Triturus cristatus) und dem Teichmolch (Lissotriton vulgaris) sind aktuell noch zwei stark gefährdete Arten bestätigt.
Die gefährdete Ringelnatter (Natrix natrix) hingegen und die Zauneidechse (Lacerta agilis) finden entlang der Alten Aare einen optimalen Lebensraum.
Etliche auentypische Vogelarten sind an den Gewässern (Eisvogel, Teichhuhn, Teichrohrsänger) oder in den angrenzenden Wäldern (Pirol, Waldohreule, Kleinspecht, Baumfalke, Nachtigall) zu beobachten oder zu hören.
Der Biber hat sich in den letzten Jahren entlang der Alten Aare gut etabliert. Auch der gefährdete Iltis, die scheue Haselmaus und mehrere Fledermausarten finden hier einen guten Lebensraum.