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Feuchtgebiete und Stillgewässer

Stillgewässer

Neben der Alten Aare als Fliessgewässer befinden sich im Gebiet zahlreiche weitere vom Wasser geprägte Lebensräume wie Giessen und Weiher. Die meisten dieser stehenden Gewässer befinden sich in ehemaligen Flussläufen der Aare.

Giessen sind vertiefte Stellen in Altarmen im Schwankungsbereich des Grundwassers. In und an den Giessen gedeiht wertvolle Vegetation (seltene Pflanzenarten wie Froschbiss, Teichenzian oder Wasserschlauch, Schneidbinse, Ufer- und Hainsegge) und die Gewässer sind für Amphibien, Reptilien, Vögel und Insekten von grosser Bedeutung. Eine weitere, insbesondere für Amphibien wertvolle Form von Stillgewässern sind die Weiher. Sie entstanden im Laufe der Zeit – wie auch einige Giessen – durch Kiesentnahmen im Gebiet oder wurden zur Förderung der Amphibien schon vor dem Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt gezielt neu angelegt.

Die meisten Giessen und Weiher waren vor der Revitalisierung stark eingewachsen und beschattet und wiesen nur noch schmale Übergangszonen mit Feuchtgebietsvegetation auf.

Im Rahmen der Hochwasserschutz- und Revitalisierungsmassnahmen wurden die Giessen und Weiher aufgewertet. Die verlandeten Giessen in den Altarmen wurden ausgeholzt und abgetieft. Weiter wurden an geeigneten Standorten als gezielte Artenförderungsmassnahme neue Gewässer für gefährdete Amphibienarten geschaffen. Dabei wurden die Gewässer so ausgehoben, dass deren Sohle oberhalb der tiefen Grundwasserstände liegt. Die Weiher sollen temporär austrocknen, damit die Fressfeinde der Amphibien (z.B. Fische) sich nicht in den Gewässern ansiedeln können.


Amphibien

An der Alten Aare leben mindestens sieben einheimische Amphibienarten (siehe Bildergalerie), wovon vier auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Das Vorkommen von Amphibien wird insbesondere nach den Aufwertungsmassnahmen periodisch untersucht.

Als typische Auen-Art besiedelt der gefährdete Fadenmolch am meisten Standorte. Der stark gefährdete Teichmolch konnte sich trotz der Aufwertungsmassnahmen in den ersten Jahren nach der Revitalisierung noch kaum ausbreiten und kommt nach wie vor nur lokal vor. Der ebenfalls stark gefährdete Kammmolch wurde 2020 nur an drei Standorten festgestellt. Der Fortbestand der Art ist aufgrund der wenigen Individuen fraglich. Die nicht gefährdeten Bergmolche sind im ganzen Gebiet vertreten. Da die Auen nicht die prioritären Lebensräume darstellen, sind die Bestände erwartungsgemäss klein.

Die frühlaichenden Arten Grasfrosch (nicht gefährdet) und Erdkröte (gefährdet) wurden zwar nur an wenigen Standorten nachgewiesen, eine positive Entwicklung wird jedoch erwartet.

Die nicht gefährdeten Wasserfrösche profitierten am meisten von den neuen Gewässern. Nahezu alle untersuchten Gewässer sind mit wachsenden Populationen besiedelt.

Die vielen neuen Gewässer sind bezüglich Laichgebiete und Vernetzung unbestritten eine Aufwertung der Alten Aare. Ein Teil der neuen Stillgewässer wird periodisch überflutet, was für auentypische Lebensräume charakteristisch ist.

Zur Sicherstellung einer positiven Weiterentwicklung der Amphibien müssen die Gewässer fachgerecht gepflegt und allenfalls ergänzende Laichgewässer geschaffen werden.


Feuchtwiesen

Das feuchte Grünland wurde an der Alten Aare durch die Waldentwicklung und das Aufkommen von Landröhricht (Schilf) auf nur noch schmale Streifen reduziert. Mit Ausnahme einzelner wertvoller Pflanzenarten wie das Fleischfarbene Knabenkraut (Orchidee) waren diese Flächen eher artenarm.

Im Rahmen der Hochwasserschutz- und Revitalisierungsmassnahmen wurden Aufwertungsmassnahmen für Feuchtwiesen umgesetzt. Hierzu wurden Uferbereiche entlang der Alten Aare abgeflacht und verbreitert. Durch diesen Abtrag wurde die Wassersättigung im Boden erhöht und somit die Wuchsbedingungen für die angestrebten Vegetationstypen verbessert. Diese Flächen wurden mittels Schnittgutübertrag und Neuansaaten begrünt, so dass sich wertvollere Ausprägungen von Feuchtwiesen entwickeln können.

Die ersten Erhebungen zur Vegetationsentwicklung haben gezeigt, dass die Vielfalt der Pflanzenarten der Feuchtwiesen seit der Aufwertung markant zugenommen hat und teilweise in das Inventar der Flachmoore von kantonaler Bedeutung aufgenommen werden können. Die Feuchtwiesen werden jährlich gemäht, um ein erneutes Verbuschen und eine Abnahme der Artenvielfalt

Aufgewertete Fläche an der Alten Aare (Foto: Petra Graf, Abteilung Naturförderung).

Gefährdete Pflanzenarten

Viele Pflanzenarten sind aufgrund der Lebensraumverluste gefährdet. In den aufgewerteten Feuchtwiesen entlang der Alten Aare konnten anlässlich der Wirkungskontrollen einige gefährdete Pflanzenarten festgestellt werden. Eine dieser Arten ist die Sumpf-Schafgarbe, welche in einigen Kantonen geschützt ist und für welche Fördermassnahmen durchgeführt werden.

Die scharf schmeckende Wurzel dieser Pflanze wurde früher zu Heilzwecken und auch als Niespulver genutzt. Von diesem Nutzen kommt auch der wissenschaftliche Name dieser Pflanze: Achillea ptarmica, von Griechisch «ptarmikos», was so viel heisst wie «niesend».

Wichtig für diese und auch viele andere gefährdete Pflanzen ist, die Wiesen nicht zu früh zu mähen, so dass die Pflanzen absamen können. Dieses Prinzip wird auch an der Alten Aare eingehalten. Weitere in den Feuchtwiesen entlang der Alten Aare vorkommende und gefährdete Pflanzenarten sind beispielsweise der Gift-Hahnenfuss, der Kantige Lauch, die Zypergras-Segge, der Riesen-Ampfer, das Gelbliche Zypergras oder der Froschbiss. Diese Pflanze verdankt ihren Namen den (Wasser-)Fröschen: Da es im Lebensraum der Pflanze auch häufig Frösche gibt, und in den kreisrunden Blättern der Pflanze jeweils eine Kerbe zu erkennen ist, kam die Vermutung auf, dass Frösche die Blattränder anknabberten. Der wissenschaftliche Name dieser Pflanze lautet Hydrocharis morsus-ranae (Hydro = Wasser; charis = Freude, Zierde; morsus = Biss; rana = Frosch).

Sumpf-Schafgarbe (Foto: Petra Graf, Abteilung Naturförderung)
Froschbiss (Foto: Alnus AG)
In Feuchtwiesen finden zahlreiche feuchteliebende Pflanzen einen Lebensraum, wie zum Beispiel das Gelbliche Zypergras. (Foto: Petra Graf, Abteilung Naturförderung)