Menu Schließen

Hochwasserschutz und Revitalisierung Alte Aare (Projekt 2015-2019)

Das Projekt «Hochwasserschutz und Revitalisierung Alte Aare» ist ein Pionierprojekt. Es ist ein Vorzeigebeispiel für modernen Hochwasserschutz, bei dem der Schutz vor Überschwemmungen nicht auf Kosten der Natur geschieht, sondern diese aufwertet und unterstützt.

Ausgangslage

Auslöser für das Projekt waren die Hochwasser in den Jahren 2006 und 2007 in der Umgebung des Lyssbachs und Eichibachs. Diese Überschwemmungen haben gezeigt, dass Schutzmassnahmen zwischen Lyss und Meienried zwingend nötig sind. Der Handlungsdruck wurde umso grösser, als der Entlastungsstollen in Lyss, im Unterlauf der Alten Aare, in Betrieb genommen wurde.

2009 ging der Wasserbauverband Alte Aare gemeinsam mit dem Tiefbauamt des Kantons Bern (Oberingenieurkreis III) die Planung des Projektes an. Den vielseitigen Ansprüchen konnte aufgrund der engen Zusammenarbeit mit weiteren kantonalen Fachstellen, Bundesämtern, Grundeigentümerinnen, Bewirtschaftern und weiteren Beteiligten schlussendlich entsprochen werden.


Massnahmen

Der Name des Projektes sagt es schon: Hochwasserschutz und Revitalisierung gingen bei diesem Projekt Hand in Hand:

Hochwasserschutz

Bei Hochwasser führen Flüsse eine erhöhte Wassermenge im Vergleich zur durchschnittlichen Abflussmenge an einem Tag. Das Flussbett kann meist nur eine begrenzte Menge an Wasser führen. Wird diese Abflusskapazität überschritten, tritt das Wasser über die Ufer und gefährdet potenziell Siedlungen, Infrastrukturanlagen wie z.B. Strassen, Bahnanlagen, Kanalisationen und auch landwirtschaftliche Flächen.

Folgende Massnahmen wurden in diesem Projekt zur Verbesserung des Hochwasserschutzes umgesetzt:

Die Karte zeigt, wo die entsprechenden Massnahmen umgesetzt wurden.

Grafik: Scarton Stingelin AG

Revitalisierung

Die Alte Aare war bereits vor der Realisierung des Projekts ein Naturschutzgebiet von grosser Bedeutung. Eine einzigartige Wildnis unberührter Natur, bezaubernder Auenlandschaft, mächtigem Gebüsch, kleinen Waldpartien, seltener Flora, Wasserinsekten, Biberburgen und reicher Vogelwelt.

Durch das Projekt konnten in und am Gewässer zahlreiche Lebensräume geschaffen oder aufgewertet werden:

Die Karte zeigt, wo die entsprechenden Massnahmen umgesetzt wurden.

Grafik: Scarton Stingelin AG

Meilensteine

2009Planungsstart
2011Mitwirkung
2012Öffentliche Auflage
2013Genehmigung des Wasserbauplans
2015–2017Bauarbeiten Studengrien, Schwadernaugrien & Busswil-Worben
2017–2019Bauarbeiten Dotzigen & Grossried
2019Abschluss der Hauptarbeiten
2019–2022Abschlussarbeiten
2022Bauende

Finanzierung

Die Gesamtkosten des Projekts beliefen sich auf ca. CHF 17.8 Millionen und lagen damit um ca. CHF 5.2 Millionen tiefer als veranschlagt. Insbesondere Optimierungen im Bauablauf (Beschleunigung, Zusammenlegen Baulose), wie auch Vergabeerfolge sind für diese Kostenreduktion verantwortlich.

Der grösste Teil dieser Projektkosten wurde durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) getragen (63%). Der Kanton Bern (Tiefbauamt (TBA), Renaturierungsfonds (RenF) haben 30% der Kosten übernommen. Damit verblieben rund 7% Restkosten beim Wasserbauverband und damit bei den beteiligten Gemeinden. Das Projekt wurde zudem durch Beiträge vom BKW-Ökofonds und dem Fonds Landschaft Schweiz unterstützt.


Unterhalt und Pflege

Ohne regelmässigen Unterhalt kann der Schutz vor Überschwemmungen nicht langfristig gewährleistet werden. Der wasserbauliche Unterhalt in der Zuständigkeit des Wasserbauverbandes beinhaltet insbesondere:

  • Mähen der Dämme, so dass keine Bäume aufkommen, welche mit ihren Wurzeln die Dämme beschädigen könnten.
  • Freihaltung des Überlastkorridors zum Beispiel durch Ausholzen der Auslaufmulde beim Grossried, damit im Ernstfall das Wasser wie geplant abfliessen kann.
  • Um die Kapazität des Seitengerinnes im Schwadernaugrien als zusätzlichen Wasserlauf zu erhalten, darf dieses nicht verlanden. Dies bedingt unter Umständen, dass das Gerinne alle paar Jahre wieder ausgebaggert werden muss.

Auch die aufgewerteten ökologischen Flächen brauchen weiterhin Pflege. Für die Pflegemassnahmen im Naturschutzgebiet an der Alten Aare ist der Kanton zuständig. Solche Massnahmen sind notwendig, da nicht die gesamte Dynamik der Alten Aare wiederhergestellt werden konnte. Diese Dynamik muss nun durch menschliche Eingriffe erfolgen, um beispielsweise die Pionierflächen von grösserer Vegetation freizuhalten.