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Hochwasserentlastung Grossried – Fliessende Retention

Bei der fliessenden Retention wird an einem Ort gewollt Wasser aus dem Flussbett weggeführt, auf einer Fläche gestaut und langsam wieder zurück in den Fluss abgeleitet.

Im Gebiet Grossried-Algier/Büetigen-Grien bei Busswil wurde eine landwirtschaftliche Fläche für die fliessende Retention ausgeschieden. Bei Hochwasser wird das Wasser gezielt und kontrolliert auf diese Überflutungsflächen geleitet, von wo es anschliessend langsam zurück in die Alte Aare abfliesst. Die Abbildung unten zeigt diesen Vorgang schematisch auf. Die Landwirtschaft leistet hier einen entscheidenden Beitrag zum Hochwasserschutz.

Der Bereich der fliessenden Retention. (Quelle: Gruner AG)
Schematische Darstellung der fliessenden Retention an der Alten Aare. (Grafik: Scarton Stingelin AG)

Der Wasserstand der Alten Aare wird laufend gemessen. Zeichnet das Messsystem einen bestimmten Hochwasserwert auf, löst dieses automatisch einen Alarm aus. Die Gemeindestrasse zwischen Seeteufel und Busswil wird dann durch die Feuerwehr gesperrt und der Verkehr über die hochwassersichere Kantonsstrasse umgeleitet.

Diese Sperrung ist notwendig, denn die Alte Aare darf an dieser Stelle über ihre Ufer treten. Das Wasser fliesst über die Strasse in die vorgesehene Auslaufmulde und wird so vom ursprünglichen Flussbett weggeführt. Die Massnahme wurde so geplant, dass dies ab der Wassermenge eines 20-jährigen Hochwassers (ein Ereignis, das statistisch gesehen alle 20 Jahre einmal auftritt) geschieht.

Impression vom 28.06.2021 – Überflutete Bielstrasse: Das Wasser läuft von links aus der Alten Aare über die Strasse nach rechts ins Landwirtschaftsland ab.

Das Wasser fliesst von der Auslaufmulde weiter über das Landwirtschaftsland und sammelt sich überwiegend vor der Kantonsstrasse, da diese etwas höher liegt. Das betroffene Landwirtschaftsland wird als Überflutungsfläche bezeichnet. Für den Schaden durch die absichtlich zugeführten Wassermengen werden die Landwirte entsprechend entschädigt.

Das Wasser soll jedoch nicht in diesem Gebiet bleiben und gelangt über zwei Wege langsam zurück in die Alte Aare:

  • Ein Durchlass wurde unter der Kantonsstrasse hindurch gebaut, so dass das Wasser in den unterliegenden Bachlauf fliessen kann. Dieser Bachlauf wurde verbreitert und vertieft, so dass genügend Kapazität für den Abfluss besteht.
  • Ein weiterer Teil wird in den Büetigbach abgeleitet. Mittels Dämme und Terrainanpassungen wurden die Fliesskorridore so gestaltet, dass das Hochwasser sich dort ausbreitet, wo Platz dafür geschaffen wurde.

Gemäss dem Bemessungsszenario können so ca. 10 Kubikmeter pro Sekunde (m3/s) abfliessen. Zum Vergleich: Sollten zwei Minuten lang 10 m3/s Wasser auf ein Fussballfeld fliessen, wäre der Wasserstand ca. 20 Zentimeter hoch.

Durchlass unter der erhöhten und damit geschützten Kantonsstrasse für die Rückführung des Wassers in die Alte Aare via den Graben im Grien.